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Pietà von Mariupol

Text von Sabine Dreßler

Ihr Bild ging um die Welt:
die Schwangere auf einer Bahre inmitten grauer Trümmer.
Die versucht, ihr Kind zu halten und zu schützen.
Doch auch die, die sie tragen
auf der Suche nach Schutz,
und mit ihr um‘s Leben rennen,
können nichts mehr tun.
Am Ende hat es nicht gereicht.
 
Die todbringenden Bomben,
bewusst und zielgenau abgeworfen,
haben auch dieses Leben ausgelöscht.
So, wie alle Wahrhaftigkeit, jegliches Recht und Mitgefühl ausgerottet werden sollen.
Und jedes Lachen und jedes Herzen und jeder Sonnenstrahl.
Alles, was Leben und Freundlichkeit auf der Erde bedeutet.
 
Am Ende keine Rettung für die Pietà von Mariupol.
Diese Schmerzensmutter wird nicht mehr weinen,
nicht mehr das gemarterte Kind im Schoß umsorgen,
nicht mehr träumen, was mit ihm hätte werden können.
Überhaupt:
nicht mehr auf neues Leben und Zukunft hoffen
und daran erinnern, was es dafür braucht.
 
Wer tut es nun für sie?
Wer schreit für sie zum Himmel
für die Gemordeten und Hungernden in der Ukraine,
für die still gewordenen Kinder und die auf den Straßen nach irgendwohin?
Wer schreit Gott herbei
und seine Macht, Schutzschild der Bedrängten zu sein?
Wer schreit sich heiser nach Gottes Gerechtigkeit,
Tag und Nacht,
zur Vergeltung für alles Morden und für alle Verachtung der Nächsten,
bis sie kommt?
 
Bis Menschen aufstehen unter dem Schutz des offenen Himmels.
Bis Recht aufblüht aus der verkohlten Erde.
Bis Frieden kommt und bleibt…
Wer?
 
Text: Sabine Dreßler, Referentin für Migration und Menschenrechte bei der Ekd. Der Text kann unter ihrem Namen veröffentlicht werden.

RSSPrint

Letzte Änderung am: 05.04.2022